Wie lebt ein Falter
Worum geht es?
In Wien und Niederösterreich gibt es ungefähr 170 verschiedene Tagfalter-Arten (und ungefähr 3000 Nachtfalter-Arten – aber die lassen wir hier weg). Manche von ihnen sind (noch) häufig, andere sind selten oder sogar vom Aussterben bedroht. Woran kann das liegen? Und was kannst Du dazu beitragen, damit wieder mehr bunte Falter in unseren Gärten fliegen?
Entwicklungszyklus der Schmetterlinge
Schmetterlinge haben vier Entwicklungsstadien: Ei – Raupe – Puppe – Imago (= adulter, d.h. ausgewachsener, fliegender Falter). Dieser Entwicklungszyklus dauert unterschiedlich lange, je nach Art, von wenigen Wochen bis zu einem ganzen Jahr.
Hier ist ein Video zur Entwicklung des Distelfalters: https://vimeo.com/22228151
Damit sich ein Schmetterling voll entwickeln kann, muss für jedes Entwicklungsstadium die richtige Pflanze da sein. Die adulten Falter saugen mit ihrem Rüssel Nektar zur Nahrungsaufnahme. Dabei sind manche Falter-Arten eher wählerisch und bevorzugen Blüten von bestimmten Pflanzen. Andere Falter saugen fast an „allem“, das Flüssigkeiten enthält: Blüten, Fallobst, sogar am Kot von Tieren.
Noch wählerischer als die Falter sind ihre Raupen: Die Raupen mancher Tagfalter-Arten fressen nur an einer bestimmten Pflanzenart! Raupen des Tagpfauenauges oder des Admirals fressen zum Beispiel nur Brennnesselblätter. Das ist kein großes Problem, denn Brennnesseln kommen an vielen verschiedenen Standorten, manchmal auch in Gärten, vor. Die Raupen anderer Falter haben es nicht so leicht: so fressen z.B. die Raupen des Zitronenfalter nur an zwei Arten von Sträuchern, dem Faulbaum und dem Kreuzdorn. Die Raupen des Schachbrettfalters fressen nur an bestimmten Gräsern, die in ungedüngten und selten gemähten Wiesen wachsen.
Die Puppen wiederum brauchen Unterschlupf und Schutz vor Fressfeinden (z.B. Vögel) und vor der Kälte im Winter (sofern sie als Puppen überwintern – was bei manchen Arten der Fall ist).
Je besser sich das Nahrungsangebot für einen bestimmten Falter und seine Raupen in einem Garten eignet, und je mehr Unterschlupf für Raupen, Puppen und überwinternde Tiere vorhanden ist (z.B. vertrocknete Pflanzenstängel, Holzstöße, Steinhaufen, usw.), desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Falter im Garten lebt und Du ihn dort beobachten kannst.
Soweit zur Theorie! In der Praxis kann es auch vorkommen, dass Du den Falter an einer Stelle siehst, wo er eigentlich „nicht hinpasst“! Es kann sein, dass er nur hinüberfliegt, vielleicht auf der Suche nach einem besser geeigneten Ort? Oder er wird vom Wind vertragen…